Aktuelle Programme

Die Komponistin Dora Pejačević

Ein Portraitkonzert.

Im Mittelpunkt von Kyra Steckewehs neuem Konzertprogramm steht die kroatische Komponistin Dora Pejačević (1885-1923).

Dora Pejačević entstammte einer bedeutenden slawonischen Adelsfamilie und wuchs im Schloss ihrer Eltern in Našice auf. Durch diese privilegierte Herkunft und die damit verbundenen materiellen Möglichkeiten konnte sie ihr musikalisches Talent schon sehr früh entfalten.

Fast die Hälfte ihrer Kompositionen schrieb sie für Klavier solo. An diesen Werken kann man besonders gut ihre stilistische Entwicklung nachvollziehen, da aus jeder Lebensphase Klavierwerke vorhanden sind - von den ganz frühen Jugendjahren bis in die Zeit kurz vor ihrem Tod mit nur 37 Jahren.

Bei Hören dieser Werke hat man manchmal das Gefühl, ein musikalisches Tagebuch vor sich zu haben. So enstand die Idee, ein ganzes Programm mit Klavierwerken von Dora Pejačević zu konzipieren, bei dem das Publikum nicht nur ihre Musik hören kann, sondern auch  in ihre Lebensgeschichte eintaucht.

Um diese dem Publikum näher zu bringen, moderiert Kyra Steckeweh ihre Konzerte. Mithilfe einer mobilen Projektionsfläche und eines Mini-Beamers können parallel zu ihrem Klavierspiel Fotos, Zitate und kurze Texte zu sehen sein, ähnlich wie in einer Ausstellung.

Kyra Steckeweh konnte dieses Konzertprogramm durch ein Stipendium des Deutschen Musikrats im Rahmen von "Neustart Kultur" konzipieren (Mai 2021 bis Oktober 2021).

Dialoge

Ihr Gedicht klingt, an sich, wie die schönste Musik - die gute Pejacsevich wird es gewiß verschandeln. 

(Marie von Thurn und Taxis an Rainer Maria Rilke, Brief vom 8.4.1915)
 
Im Lied führen Text und Musik eine Art Gespräch. Doch hinter diesen Kompositionen stehen oft ganz reale Dialoge, die spannende Einblicke in die Entstehungsgeschichte der Werke gewähren.
Im obigen Zitat geht es um eine geplante Zusammenarbeit zwischen Rainer Maria Rilke und der kroatischen Komponistin Dora Pejačević (1885-1923). Rilke war gegenüber Vertonungen seiner Gedichte eher negativ eingestellt, doch bei Dora Pejačević machte er offenbar eine Ausnahme. Sie war eine slawonische Gräfin, die eine kritische Einstellung zur Aristokratie vertrat, was vielleicht auch die Bissigkeit der Prinzessin Marie von Thurn und Taxis im zitierten Brief an Rilke erklären mag.
Ein bekanntes Beispiel einer engen Verbindung zwischen Komponist und Dichterin sind die Wesendonck-Lieder von Richard Wagner (1813-1883) und seiner "Muse" Mathilde Wesendonck. Wagner spricht von "unseren" Liedern und dass er "Besseres, als diese Lieder, nie gemacht" habe. 
Auch die Komponistin Mel Bonis (1858-1937) wurde von Gedichten eines ihr sehr nahestehenden Menschen inspiriert: Amedée Hettich. Dahinter verbirgt sich eine ähnlich tragische Liebe wir bei Wagner und Wesendonck...
Hanna Roos (Mezzosopran) und Kyra Steckeweh (Klavier) zeigen in ihrem Programm "Dialoge" diese vielschichtigen Beziehungen zwischen Text und Musik, zwischen Dichter*innen und Komponist*innen auf.  

Die Komponistin Agnes Tyrrell

Ein Portraitkonzert.

Die Komponistin Agnes Tyrrell (1846-1883) gehört zu einer ganzen Reihe historischer Komponistinnen, die bis heute auf ihre Wiederentdeckung warten. In ihrer Heimatstadt Brünn (Brno) war Agnes Tyrrell zunächst v.a. als Pianistin bekannt und geachtet, doch aufgrund ihrer schwachen Konstitution war eine Virtuosinnen-Laufbahn ausgeschlossen.

1862/63 studierte sie für kurze Zeit Klavier am „Konservatorium der Gesellschaft der Musikfreunde“ in Wien. Nach ihrer Rückkehr fokussierte sie sich auf die Komposition eigener Werke und nahm Unterricht bei Otto Kitzler (1834-1915). Dieser war Direktor des Brünner Musikvereins und wurde ein wichtiger Förderer Agnes Tyrrells, indem er einige ihrer Werke in Brünn aufführte. Aber alle Bemühungen der Komponistin, über Brünn hinaus bekannt zu werden, scheiterten. Zu ihren Lebzeiten erschienen nur wenige ihrer Werke im Druck.

Kyra Steckeweh stieß 2019 in Brno auf die unveröffentlichten Autographe vieler Klavierwerke Agnes Tyrrells. Einige davon hat sie im Dezember 2021 beim Musikverlag Ries&Erler veröffentlicht. Im Portraitkonzert spielt sie Agnes Tyrrells beeindruckende Klavierwerke und erzählt von ihrer Entdeckungsreise. Anhand von Briefzitaten, Zeitungsartikeln und Fotografien wird mithilfe einer Projektion eine weitere Ebene im Konzert entstehen, die einen Eindruck vom Leben der Komponistin gibt.

Kyra Steckeweh konnte dieses Programm mithilfe des Stipendienprogramms 2022 des Deutschen Musikrats im Rahmen von „Neustart Kultur“ (1. Runde) konzipieren.

Dora Pejačević & Alban Berg

1885: Dora Pejačević und Alban Berg werden im noch jungen Staatenverband „Österreich-Ungarn“ geboren. Sie in Budapest, er in Wien. Beide werden ihr Leben der Komposition widmen – in einer Zeit, die unvergleichlich große Entwicklungen in der Musikgeschichte hervorgebracht hat.

Ob sich ihre Wege kreuzten, lässt sich leider nicht belegen, obwohl es gemeinsame Bekannte gab. Aber ihre Klavierwerke weisen erstaunliche Parallelen auf. Von kleinen, noch romantisch geprägten Impromptus und Walzern kommend, entfaltet sich nach und nach eine immer eigenständigere Tonsprache, die sowohl die Einflüsse der Zeit in sich aufnimmt als auch den individuellen Stil weiterentwickelt. Schließlich beenden Dora Pejačević (1885-1923) und Alban Berg  (1885-1935) ihr Schaffen für Klavier jeweils mit einer monumentalen, einsätzigen Klaviersonate und loten darin die Grenzen der Tonalität aus.

Die Pianistin Kyra Steckeweh stellt diese Klavierwerke in ihrem neuen Programm einander gegenüber. Dazu gibt es Textpassagen aus dem Buch „Die Welt von Gestern“ von Stefan Zweig (1881-1942) zu hören, die das damalige Lebensgefühl für heute lebende Menschen wunderbar erfahrbar machen.

Kyra Steckeweh konnte dieses Programm von Oktober bis Dezember 2022 mithilfe eines Arbeitsstipendiums des Kulturamts der Stadt Leipzig konzipieren.